Stadt Dach Fluss: Aufstockung in Holzbauweise

Mit dem Mut zur Veränderung konnte zusammen mit der Ostland Wohnungsgenossenschaft als Bauherrin ein Projekt entwickelt und umgesetzt werden, das die ursprünglich anvisierte Maßnahme noch deutlich übertroffen hat.
Im Rahmen der Analyse des Bestandsgebäudes und der Untersuchung des städtebaulichen Kontexts – gepaart mit unserem Anspruch ressourceneffizient zu bauen – kristallisierte sich heraus, dass nicht nur ein Ausbau des bestehenden Daches, sondern eine Aufstockung über zwei Geschosse geplant werden sollte.

Bei den Bestandsgebäuden handelt es sich um die ersten Häuser der 1950 gegründeten Wohnungsgenossenschaft, welche inzwischen – im Alter von 70 Jahren – zahlreiche Anlässe für Modernisierungsmaßnahmen boten. Es handelt sich um einen Mauerwerksbau mit Stahlbetondecken, Satteldach und insgesamt 72 Wohneinheiten in 2 Häuserzeilen.

Unsere Bauaufgabe bestand darin, die großen ungenutzten Dachböden als Wohnraum zu entwickeln und gleichzeitig eine Sanierung und Aufwertung des Bestands mitzudenken. Unsere Planung wurde eine zweigeschossige Dachaufstockung als Mansarddach in weißem Gewand.

Das Konzept  des ökologischen Umgangs mit der Ressource Boden, das der Nachverdichtung nach oben ja bereits innewohnt, war von vornherein gesetzt. Da der Bestand im Bezug zu seiner Nachbarschaft bereits ein Geschoss niedriger war, konnte die Maßnahme, in enger Abstimmung mit dem Stadtplanungsamt, zweigeschossig ausgeführt werden, ohne den Maßstab des Quartiers zu verlieren, und im Ergebnis konnte dennoch annähernd die doppelte Wohnfläche realisiert werden.

Im Sinne dieser Effizienz musste auch aus konstruktiver Sicht an die neue Dachlandschaft herangegangen werden. Bereits früh in der Planung wurden Baugrundgutachten und Statik einbezogen, um die Lastreserven des Bestandsgebäudes zu bestimmen. Die geforderte leichte Bauweise konnten wir in Holztafelbauweise als Hybrid mit einer massiven Mittelwand und einer Verbunddecke als Zwischendecke realisieren. Im Sinne der Dekarbonisierung des Bauens wurde ein Holztafelbau mit Zellulosedämmung geplant. Nach einer Gegenüberstellung verschiedener Fassaden- und Dacheindeckungen, auch mit Blick auf Ihre Lebenszyklus-Bilanz, wurde die Gebäudehülle der Aufstockung als Blechdach aus Alu-Rauten ausgeführt. Die weiße Farbe ist hierbei nicht nur der Ästhetik geschuldet, sondern wird über den hohen Reflexionsgrad auch sommerlicher Überhitzung vorbeugen. Auf der flachgeneigte Fläche wurden großflächig PV-Anlagen installiert.

Dem Problem des zusätzlichen Gewichts und auch der fehlende Gebäudetiefe, des mit nur 9,20m sehr schmalen Gebäudes, konnten wir mit der leichten Holzbauweise mit geringen Wandstärken gerecht werden.

Auf der anderen Seite stellte der Holzbau in Gebäudeklasse 5, der zum Zeitpunkt der Bauantragsstellung in Niedersachsen noch gar nicht regelgerecht möglich war, große Herausforderungen an das Brandschutzkonzept.

Auch anderen Themen sind wir mit besonderem Augenmerk für den Einzelfall begegnet, etwa das Thema der Stellplätze, deren Herstellung dem Ziel des Erhalts von Grünfläche im städtischen Kontext entgegenstand. Es bedurfte einer ganzheitlichen und  bedarfsgerechten Lösung, die schon im Vorfeld diskutiert und mit einer Mobilitätsumfrage aller Bewohner des angrenzenden Quartiers und einem Mobilitätskonzept mit diversen Angeboten wie E- und Lastenfahrräder sowie Car-Sharing-Möglichkeiten entwickelt wurde.

Ergänzend zur Aufstockung wurde auch der Bestand aufgewertet. Neben einem Fensterwechsel wurde die gesamte Gebäudehülle mit einem WDVS ertüchtigt, sodass für das Gesamtgebäude der Effizienzhaus 55 Standard erreicht werden konnte. Dazu erhielten alle Bestandswohnungen große neue Balkone.

So wurde unter dem Projekttitel  „Stadt Dach Fluss“ in der Stadt, über den Dächern von Linden Nord, mit dem Blick über den Fluss neuer Wohnraum mit 24 Wohneinheiten in verschiedenen Größen geschaffen.